Bericht aus der Schwetzinger Zeitung 13.04.2023
Während die Menschen in Strömen in den Schwetzinger Schlossgarten strömen,um sich an der Kirschblüte zu erfreuen, werden in Altußheim die Bäume einem Pflegeschnitt unterzogen.Auf dem Boden liegende Äste sorgen für Aufregung in der Gemeinde.“Gestern wurden die KIrschbäume in der Kirschenstraße von einer Fachfirma im Auftrag der Gemeinde geschnitten.Während der Blüte, wie kann das passieren? Keine Nahrung für die Bienen und kein schöner Anblick“, schrieb uns eine Leserin, nach eigenen Angaben sehr sauer“
Wir haben Bürgermeister Grempels mit dem Sachverhalt konfrontiert, der diesen bestätigte.Die Verwaltung habe eine Fachfirma beauftragt, die Kronenpflege bei rund 150 Bäumen auf der Altlußheimer Gemarkung vor zu nehmen.Bei dieser Firma hat sich der Bürgermeister kundig gemacht und die Auskunft erhalten, nach der ein Pflegeschnitt zum aktuellen Zeitraum unproblematisch ist.
Zeitpunkt ist richtig.
In dem uns vorliegenden Schreiben heißt es unter anderem, dass es laut Experten empfehlenswert sei, Schnittmaßnahmen an Bäumen während der Vegetationsphase durchzuführen.Dies habe den Hintergrund, dass der Baum im Winter keine Photosynthese betreiben kann, sämtliche Nährstoffe im Stamm und in den Wurzeln eingelagert seien.Betreibe man zu dieser Zeit Schnittmaßnahmen, könne der Baum nicht reagieren, könnten sich Pilzsporen auf den Wunden ablagern, die zu Fäulnis führen könnte.Schneide man hingegen während der Vegetationsphase, stünden dem Baum schon Nährstoffe zurVerfügung, um einen Wundverschluss mit lebenden Zellen zu aktivieren und es würden ein Großteil der Pilzsporen durch den Saftdruck ausgespült.
Hinsichtlich der abgeschnittenen Blüten macht der Fachmann eine andere Rechnung auf: Hätte er im Winter geschnitten, wäre der Austrieb um 20% geringer ausgefallen.Jetzt, nach der Schnittmaßnahme in der Vegetationsperiode, fehlen auch rund 20% der Blüten-rechnerisch kein Unterschied.Und das geschnittene Material können noch Insekten dienen, bis am Ende der Maßh´nahme der Häcksler kommt.Und natürlich, so der Fachmann, gehe man nur an die Bäume, in denen keine Vögel brüten.Diese Bäume, wie Wohnstätten anderer schützenswerter Tiere seien tabu.
Eine Meinung, die der Biologe und BUND-Experte Uwe Heidenreich teilen kann.Grundsätzlich, so merkte er an, seien Pflegeschnitte nach dem Naturschutzgesetz auch nach dem 1.März erlaubt:“wenn sie notwendig sind“Hinzu kommt der Schnitt dürfte nicht zu drastisch ausfallen und müsse verhältnismäßig sein.
Ein Abwägungsprozeß
Nach Sicht einiger Bilder, die wir ihm übermittelten, stellte er fest,dass dies im vorliegenden Fall zutreffe.Er spricht von einem guten Erziehungsschnitt,der dem Baum genügend Masse gelassen habe.Und das auf dem Boden liegende Material könne noch von Insekten genutzt werden.In der Summe spricht Heidenreich von einem Abwägungsprozeß, der gerade noch für einen Schnitt spreche.Seien die Bäume stärker belaubt, würden vermehrt Vögel in ihnen nisten, würde er seine Zustimmung verneinen.
Zu dem Vorfall hatten sich auch die Fraktion der Grünen gemeldet.Deren Sprecher Dr.Holger O.Porath spricht von einem befremdlichen Vorgang.“Durch unseren Antrag wird seit Jahren in Altlußheim kostenlos Blühsamen an die Bevölkerung abgegeben.Und hier werden Dutzende von Bäumen mit Tausenden von Blüten sprichwörtlich abgeholzt, hätte er sich ein sensibleres Vorgehen von Seitens der Verwaltung gewünscht.Zwar kann Porath die Argumente des Fachmanns durchaus nachvollziehen,doch hat in seinen Augen die Gemeinde auch eine Vorbildfunktion.Weshalb sich die Grünen dafür aussprechen, den Kronenschnitt künftig wieder früher anzusetzen, um solche Diskussionen zu vermeiden.Auf jeden Fall, so Porath werde die Fraktion am Ball bleiben.
Womit man als Fazit festhalten kann, dass einerseits die Bürger sehr wohl darauf achten, wie mit der Natur umgegangen wird, andererseits die Fachleute wissen , was sie tun und man dem Ratschlag der Grünen folgen sollte.Auch wenn der Biologe Heidenreich mahnend hinzufügt, dass sich der Beginn der Vegatationsphase künftig immer weiter zum Jahresbeginn hin verlagern wird. Eine Folge des Klimawandels.
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